Wewerka Pavillon, Münster, 2008

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Katerina Kuznetcowa überzieht für ihre Arbeit mit dem rätselhaften Titel kalaxjata – ein Titel, dessen Bedeutung nur lautmalerisch, nicht aber semantisch zu erfassen ist – die Scheiben des Wewerka Pavillons mit einem Karomuster aus roten und blauen Quadraten. Die kurzen Seiten des rechteckigen Glasgebäudes werden mit roten, die langen Seiten mit ebenso großen blauen Quadraten von außen beklebt, die matte Oberfläche der Folie kontrastiert die glatte, glänzende des Trägermaterials. Aufgrund der Durchsichtigkeit des Glaspavillons und der Lage in der Landschaft, ergibt sich für den Betrachter ein dynamisches Bild, das er selbst durch seine Bewegung definiert. Ihm selbst kommt die Aufgabe zu durch seine Bewegung immer neue Muster aus großen nahen und kleinen fernen Quadraten zu formen, das Grün der Umgebung einzubeziehen und je nach Witterung auch die Sonnenstrahlen und die Schatten in und außerhalb des Pavillons zu Teilen der künstlerischen Arbeit zu machen. So gesellt sich zu den Farben Rot und Blau das Grün der Umgebung, das an den durchsichtigen Stellen der Glaswände erscheint. Rot, Blau, Grün verweisen auf die Farben, aus denen das Monitorbild zusammengesetzt ist, die Quadrate mutierten zu Pixeln, der Pavillon wird zu einem dreidimensionalen Bildschirm, der in der Landschaft steht. Der Stahl-Glas-Pavillon befindet sich an der Schnittstelle zwischen Architektur und Skulptur und bildet paradigmatisch eine symbiotische Verschmelzung der beiden Gattungen, eine Thematik, die die Künstlerin subtil und eingängig zugleich in dieser Installation zum Thema macht. Das Volumen des Baukörpers und der Landschaft tritt in ein Spannungsverhältnis zum zweidimensionalen Raster. Fläche und Raum verweben sich ineinander. Wobei das Webmuster an Katerina Kuznetcowas Studium der Textilgestaltung in Weißrussland denken lässt. Katerina Kuznetcowas Arbeit verweist damit auf die in den Ursprüngen textile Herkunft von Architektur, wie sie Gottfried Semper in seinem Buch „Der Stil in den technischen und tektonischen Künsten“, Frankfurt a. M. 1860 darlegt. Wobei Semper betont, dass insbesondere schmückende Elemente diesen Ursprung verraten. Verschränkt man diese Überlegungen mit der Frage nach dem Ornament und dessen Ablehnung durch die Architekten der Moderne (Adolf Loos: Ornament und Verbrechen, 1908), dann spannt man damit den gedanklichen Bogen, den diese Arbeit von Katerina Kuznetcowa auffächert.